Warum wir auf die Hauptstraßen wollen

politik Ziel

Unsere Forderung

Der Radentscheid Offenbach fordert baulich getrennte Radwege an Hauptverkehrsstraßen, denn wir wollen Menschen überall in Offenbach das sichere und zügige Radfahren ermöglichen. Hohes Verkehrsaufkommen und hohe Geschwindigkeiten der PKW, gekoppelt mit überwiegend gefährlichen, mangelhaften bis nicht vorhandenen Radwegen oder Schutzstreifen macht das Radfahren auf Hauptverkehrsstraßen zum Risiko.

Häufig hören wir von Kritiker*innen den Vorschlag, den Radverkehr statt über Hauptverkehrsstraßen über Nebenstraßen, sog. „Parallelrouten“ zu führen. So würden Rad- und Kraftverkehr getrennt und trotzdem attraktive Radverbindungen geschaffen. Auch wenn diese Logik auf den ersten Blick schlüssig scheint, lehnen wir dies ab. Radfahren muss auf allen Straßen möglich sein.

Genauso wie Autofahrende erwarten, dass sie in allen Straßen eine ausreichend breite Fahrspur vorfinden, so erwarten auch wir, dass für Radfahrende auf allen Straßen ein sicheres Fahren möglich ist. Bei geringer Geschwindigkeit und Verkehrsaufkommen bietet sich das Fahren auf der Fahrbahn an, auf Hauptstraßen braucht es eine bauliche Trennung, um die Sicherheit der Radfahrer*innen zu gewährleisten. Deshalb müssen diese Straßen umgestaltet werden – wenn nötig, auch zulasten des Kraftverkehrs.

Hauptstraßen sind schnell und einfach zu finden.

Wir wollen Menschen dazu bewegen, vom KFZ auf das Rad umzusteigen. Dafür muss Radfahren sicher, schnell und komfortabel sein. Die Hauptstraßen haben diesen Status: sie wurden als direkte Verbindungen geplant und angelegt. Damit sind sie in vielen Fällen die schnellste Verbindung. Darüber hinaus sind sie aufgrund ihrer Größe leicht zu finden und zu folgen. Alternativrouten über Nebenstraßen wären im Vergleich schwerer zu finden, sie müssten beschildert werden und verursachen Umwege. Gerade für Menschen, die nicht viel Fahrrad fahren und somit auch über weniger Ortskenntnis verfügen, sind Hauptstraßen, wenn sie über sichere Infrastruktur verfügen, einfach intuitiver und schneller. Für Vielradler*innen bietet eine solche Infrastruktur ein zügiges Vorankommen.

An Hauptstraßen befinden sich die attraktiven Ziele.

Straßen sind auch Lebensraum. Sie sind nicht nur für den Verkehr da, sondern auch für Aufenthalt, Freizeit, Geschäfte, Lokale und Bars. Wer den Radverkehr auf Nebenstraßen verbannt, nimmt diesen Gewerbetreibenden aktiv Kunden*innen weg. Alle diese Ziele müssen auch mit dem Fahrrad sicher erreichbar sein. Daher braucht es auch auf Hauptstraßen baulich getrennte Radwege. Ein positives Beispiel sehen wir in der Umsetzung des Radweges auf der Berliner Straße.

Hauptstraßen profitieren am meisten von einer Reduktion des Kraftverkehrs.

Das Leben an Hauptstraßen ist sehr belastend. Lärm und Abgase schädigen die Gesundheit der Anwohner*innen – das wirkt sich unmittelbar auf die Lebensqualität und die Lebenserwartung aus. Damit profitieren Hauptstraßen (bzw. die Anwohner*innen und umliegende Gewerbe) am stärksten von guten Radverkehrsanlagen. Durch die Reduktion des Kraftverkehrs sinkt die Belastung durch Lärm, Abgase, Feinstaub. Die Lebensqualität steigt so massiv an. Davon profitiert nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Aufenthaltsqualität – zum Beispiel durch Außengastronomie von Cafés und Restaurants.

Fazit

Die Forderung nach der Einrichtung von Parallelrouten präsentiert sich sachlich fundiert, ist es aber nur auf den ersten Blick. Wie oben dargestellt, sprechen viele Gründe dafür, Hauptstraßen fahrradsicher auszubauen (wobei das den Umbau der Nebenstraßen sicher nicht ausschließt). Fundamental zeugt der Wunsch einer parallelen Wegeführung aber auch von einem Missverständnis, welche Funktionen eine Straße hat. Es geht nicht nur um die Abwicklung von Verkehr, sondern auch um öffentlichen Raum, der zur Nutzung und zum Aufenthalt einlädt. Schließlich ist die Forderung auch paternalistisch: Der Radverkehr kann ruhig in die Nebenstraßen gedrückt werden, damit der Autoverkehr nicht eingeschränkt werden muss.

Aber so gelingt die Mobilitätswende nicht! Das Fahrrad muss in der Verkehrspolitik als vollwertiges Verkehrsmittel anerkannt werden und auch dementsprechend einen Platz auf den Straßen finden – auch und insbesondere auf den Hauptstraßen! Nur wenn Rad fahren sicher, komfortabel und schnell ist, wird das Fahrrad endlich zum Massenverkehrsmittel werden. Deshalb lehnt der Radentscheid Offenbach es ab, den Umbau der Hauptstraßen zurückzustellen oder durch Parallelrouten zu ersetzen. Wir werden uns weiterhin für den Umbau von Hauptstraßen und Nebenstraßen stark machen, damit Offenbach endlich zur Fahrradstadt wird.

Grundlagen: Radentscheid Frankfurt, Alexander Breit. LINK

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